UNSER PFARRER, PATER PHILEMON

Pater Philemon Dollinger

Grüß Gott! Schön, dass Sie sich für unsere Pfarre interessieren!

Im Februar 2020 wurde mir von Kardinal Schönborn die Pfarre St. Valentin-Landschach zur Seelsorge anvertraut. St. Valentin ist eine von ca. 20 Pfarren, die vom Stift Heiligenkreuz betreut werden. Abt Maximilian bat mich, diese Pfarre zu übernehmen. Seither darf ich in dieser schönen und flächenmäßig großen Pfarre im Schwarzatal wirken.

Was sind die Aufgaben eines Pfarrers?

Die Aufgaben eines Pfarrers sind vielfältig: Er berät, er leitet, er baut, er renoviert, sammelt Spenden und vieles mehr. All das gehört zu seinen Aufgabenbereichen. Mit Blick auf das Kreuz möchte ich die genannten Aufgaben so beschreiben: Ein Kreuz besteht aus zwei Balken, aus einem horizontalen und aus einem vertikalen. Den horizontalen könnte man als die „weltliche“ Dimension beschreiben. Der andere Balken, der die Verbindung von Himmel und Erde darstellt, bildet gewissermaßen die „geistliche“ Dimension.

Beide Dimensionen sind der Kirche anvertraut. Um sie tiefer zu verstehen, werden wir die zwei Quellen befragen, die für den katholischen Glauben ausschlaggebend sind: die Tradition und das Lehramt, genauer: die Heilige Schrift, den Katechismus der Katholischen Kirche (KKK) und das Kirchenrecht (Codex Iuris Canonici, CIC 1983). Beginnen wir mit der Heiligen Schrift.

Was sagt Jesus über die Aufgaben eines Seelsorgers?

Um zu erfahren, was Jesus seinen Aposteln zu tun aufgetragen hat, muss man die Evangelien befragen. Sie geben Auskunft darüber, was Jesus mit der Aussendung seiner Jünger wollte. Die Evangelien nennen vor allem vier Aufgaben, die er ihnen anvertraute.

Jesus forderte die Apostel auf zu taufen: „Darum geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie alles zu befolgen, was ich euch geboten habe“ (Mt 28,19-20). 

Dann trug Jesus ihnen die Feier der Heilige Messe auf: „Und er nahm Brot, sprach das Dankgebet, brach das Brot und reichte es ihnen mit den Worten: Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird. Tut dies zu meinem Gedächtnis! Ebenso nahm er nach dem Mahl den Kelch und sagte: Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird“ (Lk 22,19-20).

Jesus ermächtigte seine Apostel auch dazu, Beichte zu hören und die Menschen von ihren Sünden loszusprechen: „Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben“ (Joh 20,23).

Und schließlich sandte er sie aus, um die Kranken zu salben: „Er rief die Zwölf zu sich und sandte sie aus, jeweils zwei zusammen. Er gab ihnen die Vollmacht, die unreinen Geister auszutreiben. Sie trieben viele Dämonen aus und salbten viele Kranke mit Öl und heilten sie“ (Mk 6,7.13). 

Befragt man die Heilige Schrift, so stehen sakramentale und rituelle Handlungen im Zentrum. Das ist der Aufgabenbereich, für den ein Priester in erster Linie geweiht wird. Und in diesen Aufgaben kann er sich auch durch niemanden vertreten lassen, weil alle diese Aufgaben an die Priesterweihe gebunden sind. (Einzig die Taufe bildet eine Ausnahme. Sie kann auch durch einen Diakon gespendet werden kann.) 

Was sagt der Katechismus über die priesterlichen Aufgaben?

Der Katechismus der Katholischen Kirche unterteilt den Aufgabenbereich des Priesters in drei Dienste: „Die geweihten Diener üben ihren Dienst für das Volk Gottes durch Lehrtätigkeit (munus docendi), durch den Gottesdienst (munus liturgicum) und durch die pastorale Leitung (munus regendi) aus“ (KKK 1592). Über die gottesdienstlichen Handlungen hinaus werden hier noch Lehrtätigkeit und pastoraler Leitungsdienst genannt.

Die Aufgabe des Gottesdienstes

Bei dem Stichwort „Gottesdienst“ denkt man sofort an die Feier der Heiligen Messe. Gottesdienst ist jedoch umfassender zu verstehen. Bei der Priesterweihe richtet der Bischof sechs Fragen an die Weihekandidaten. Eine davon lautet: „Seid ihr bereit, mit dem Bischof im Gebet für die Gemeinde vor Gott zu treten?“ Die Kandidaten antworten: „Ich bin bereit!“

Im Gebet für die Gemeinde vor Gott treten – das gehört zur wesentlichen Aufgabe eines jeden Priesters, die er dem Bischof bei seiner Weihe versprochen hat. Noch wichtiger ist das stellvertretende Gebet für einen Priester, der gleichzeitig auch Mönch ist. Siebenmal am Tag tritt der Mönchspriester stellvertretend für die Gemeinde vor Gott und betet das Stundengebet der Kirche: die Vigilien (Nachtgebet), die Laudes (Morgengebet), Terz, Sext und Non (Mittagsgebete), die Vesper (Abendlob) und die Komplet (Nachtgebet der Kirche).

Was sagt das Kirchenrecht (CIC 1983) über die Aufgaben des Priesters?

Das Kirchenrecht befasst sich ab Kanon 528 mit dem Pfarrer. Als erste Aufgabe nennt er: „Der Pfarrer ist verpflichtet, dafür zu sorgen, dass denen, die sich in der Pfarrei aufhalten, das Wort Gottes unverfälscht verkündigt wird“ (c. 528 §1). Das entspricht dem „munus docendi“, von dem bereits die Rede war. Hinzukommt noch im selben Kanon: „Der Pfarrer hat Sorge dafür zu tragen, dass die heiligste Eucharistie zum Mittelpunkt der pfarrlichen Gemeinschaft der Gläubigen wird“ (c. 528 §2)

Die Eucharistie zum Mittelpunkt der Gemeinde machen; das sieht das Kirchenrecht als eine der Hauptaufgaben eines Pfarrers. Von hier wird verständlich, warum es mir als Pfarrer ein Anliegen ist, die Eucharistische Anbetung in unserer Pfarre zu fördern. Hören wir weiter, was der angeführte Abschnitt über die Aufgaben des Pfarrers sagt: „Er hat sich darum zu bemühen, die Gläubigen durch eine ehrfürchtige Feier der Sakramente zu weiden, in besonderer Weise aber darum, dass sie häufig die Sakramente der heiligsten Eucharistie und der Buße empfangen; ebenso hat er darauf bedacht zu sein, dass sie auch in den Familien zu Verrichtung des Gebets geführt werden sowie bewusst und tätig an der heiligen Liturgie teilnehmen“ (c. 528 §2).

Pfarrer sein – eine große Aufgabe

Nach all dem Gesagten wird deutlich, wie komplex das Aufgabenfeld eines Pfarrers ist. Zur horizontalen Achse kommt noch die vertikale hinzu, die viel Zeit in Anspruch nimmt. Zeit, die aber letztlich der Pfarre zugute kommt.

Das Ernennungsdekret, das ich  von Kardinal Schönborn erhalten habe, endet mit einem Segenswunsch: „Mögest Du mit der Gnade Gottes zum Heil der Dir anvertrauten Gemeinde stets Dein Bestes tun!“ 

Ich bitte Sie, für mich zu beten, dass ich dieser Aufgabe gerecht werden kann!

Ihr P. Philemon